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Stephan Geisler

HABEMUS PAPAM

Fotosuche

Habemus Papam! Wir haben einen Papst! Stimmt – auch wenn gerade eher keine Papstwahlen sind …. Heute soll es tatsächlich um unseren derzeit amtierenden Papst gehen. Gleichermaßen ist diese Aufgabe ein Beispiel und auf jede andere Person später übertragbar. Aber heute: PAPST!

Natürlich ist es schön, die Menschen, die man malen möchte, vorher zu einem Fotoshoot zu verdingen. Mit einigen Menschen ist es möglich, mit dem Papst nicht! Deshalb muss es bei den Prominenten und Celebrities dieser Welt einen anderen Weg geben. Uns reicht im Übrigen der Kopf!

Und da kommen natürlich die Suchmaschinen dieser Zeit ins Spiel. Suche ganz gezielt Fotos des Papstes, mache von den 10 Besten die Dir spontan unterkommen Screenshots und dann geht es in die Auswahl. Aber was für Fotos sollten es sein?

  • Erstmal keine weltbekannten Fotos, möglichst solche mit einem neuen Blick

  • Natürlich klauen wir von anderen Fotografen, aber wir setzen das Foto komplett neu und eigenwillig um!

  • Ggf. ein Portrait in einer Situation, nichts Inszeniertes.

  • Ggf. ein Papst, der spricht oder singt oder segnet

  • Ggf. ein Papst mit einer besonderen Kopfbedeckung

  • Ggf, ein Papst aus einer besonderen Perspektive, z.B. von schräg hinten, von oben oder von unten

Wie bei allen anderen Zeichnungen ist das, was wir zeichnen und wie wir es sehen, unsere persönliche Perspektive die Basis für die Qualität einer jeden Zeichnung. Du kannst noch so gut sein, wenn das, was Du zeichnest, profan oder inflationär ist, wird es die Zeichnung selbst auch sehr schnell. Also betreibe die Suche nach der geeigneten Vorlage sehr gewissenhaft, wir sollten lernen wirklich alle Register zu ziehen.

Realität

und Experiment

Wenn Du Dich zu einem passenden Papstkopf entschieden hast, soll es nicht einfach nur um eine Umsetzung gehen, sondern wir wollen es mit etwas Experiment koppeln. Wir werden versuchen, exakte erkennbare Realität mit nicht realistischen Schritten so zu kombinieren, dass es definitiv eine Papstzeichnung wird, aber die Zeichnung vielleicht vor allem als Zeichnung die Qualität ausmacht. Das Spiel mit der Realität ist für mich eines der schönsten Experimente.

DIE ÜBUNG

DinA3 sollte es schon sein, aber kein zu dünnes Papier, da auch Tusche dazukommen soll. Ggf. spannst Du das Blatt umlaufend mit Tesakrepp gut auf! Und dann kann es auch schon losgehen.

schritt 1

wilde rote tusche

Im ersten Schritt geht es um rote Tusche. Wenn Du gerade kein Rot dahast, nimm eine andere intensive Farbe, nicht zu hell und nicht dunkler als das Rot. Die Farb- und Bleistifte müssen später dagegen noch ankommen können. Bearbeite 40% des Blattes mit einem breiten Pinsel, also tendenziell flächig, aber trotzdem wild und spritzend.

schritt 2

FARBSTIFTZEICHNUNG

Nun benötigst Du einen Farbstift, einen Buntstift, in einer von Dir gewählten Farbe, die sowohl auf der farbigen Tusche als auch auf dem weißen Papier gleichermaßen sichtbar ist.

Mach eine zarte Skizze Deines Papstes, um zum einen eine gute Platzierung auf dem Blatt zu erreichen, eher etwas größer, aber auch um die Proportionen zu erarbeiten. Bleibe in dieser Phase bei zarten Strichen und erst wenn die Proportionen so weit stimmen, wechsle zu einer akzentuierteren Zeichenweise, umschmeichle die Form, ändere die Tempi und die Dicke der Linien. Da die richtigen Proportionen bereits da sind, kannst Du jetzt einfach nur mit Genuss die Linien leben. – Voilá! Der Papst!

schritt 3

FARBSTIFTSCHRAFFUR

Mit demselben Stift setze erste Schraffuren, eher überall ein bisschen, statt jetzt bereits Schwerpunkte herauszuarbeiten. Es geht eher um einen ersten Anflug von Fläche und Plastizität.

schritt 4

UMFELDSCHWÄRZE

Nun bearbeite den Hintergrund zu 80% mit tiefschwarzer Tusche. Dieser Schritt dient vor allem dazu, die wichtigen Formenbereiche des Gesichtes bzw. Kopfes ganz klar abzugrenzen. An den Stellen arbeite also ganz exakt bis zur Außenkontur des Papstes. Insgesamt solltest Du in dieser Art ca. 70% der päpstlichen Außenkontur bearbeiten. So genau Du an den Konturen arbeiten sollst, so wild werde an den Stellen, an denen es um nichts geht.

schritt 5

FARBZEICHNUNG 2

Du benötigst einen zweiten Farbstift, der in Deine jetzige Farbästhetik hineinpasst. Auch dieser Farbstift sollte sichtbar sein. Mit diesem Farbstift bearbeite ein Drittel des päpstlichen Gesichtes, nicht mehr. Arbeiten mit Konturen und Schraffuren gleichermaßen. Gehe teilweise auch schon ins Detail und werde genau. Überlege Dir sehr bewusst, welches Drittel es sein soll.

Setze außerdem ein paar Linien in Haare, Kleidung, Kopfbedeckung … eher wenig!

schritt 6

BLEISTIFTDUNKELHEITEN

Nun brauchen wir Dunkelheiten mit einem weichen Bleistift, und zwar alle Dunkelheiten des Papstes. Da wo Du eine päpstliche Genauigkeit haben möchtest, arbeite entsprechend genau, und an den Stellen, die Dir diesbezüglich eher nicht wichtig sind, arbeite auch mal gestisch und etwas wilder. Auch der Bleistift kann Teil des Experimentes sein. Der experimentelle Part muss nicht zwangsläufig von einem anderen Material ausgehen.

schritt 7

LASUR

Kurz vor Schluss kommt noch einmal eine Lasur in Form von verdünnter Tusche, tendenziell in einer eher dünnen Transparenz, die aber genauso wild und flächig aufgetragen werden soll, wie die im ersten Schritt und das absolut motivübergreifend. Sie soll sich überhaupt nicht auf das Motiv beziehen. Bearbeite gut 50%.

Wenn Du im ersten Schritt eine rote Tusche verwendet hast, wäre jetzt ein Orange ganz schön. Falls Du eine andere Farbe hattest, müsstest Du selbst abwägen.

schritt 8

bleistiftausarbeitung

Zum Schluss wird es nochmal klassisch. Das päpstliche Gesichtsdrittel, welche die zweite Farbe bekommen hat, bearbeite jetzt mit Bleistiften verschiedener Härten weiter aus, nicht komplett aber doch sehr viel exakter.

Setze den Bleistift bei Bedarf auch noch an wenigen anderen Stellen ein, aber bitte nicht übereilt oder aus Gewohnheit. Versuche eher ein Gefühl für die Spannungsmomente zu bekommen, die zwischen „fertigen“ und skizzenhaft „unfertigen Stellen entstehen. Wir neigen zu schnell dazu, alles auszuformulieren.

Reflektion

Denkst Du, Du hast Chancen zum päpstlichen Hofmaler zu werden? Wie hat sich Dein Papst entwickelt?

  1. Wie hat sich der erste Schritt am Ende ausgewirkt? Hast Du die erste farbige Tusche in den Griff bekommen oder eher nicht? Ist sie noch dominant? Zu dominant? Oder aufgrund ihrer Dominanz genau richtig?

  2. Ist der Papst erkennbar der Papst? Hast Du die Proportionen hinbekommen? Wie hat sich das Verhältnis zwischen Realität und freier Arbeit entwickelt? Hat sich die Erkennbarkeit des Papstes durch die freien Schritte verändert?

  3. Welche anderen freien Schritte fallen Dir ein, mit denen man eine realistische Zeichnung infiltrieren könnte. Stell Dir eine Liste zusammen.

Habe eine schöne Woche und freue Dich auf die letzte Übung in der kommenden Woche – ganz herzliche Grüße – Stephan