fbpx

Stephan Geisler

Hommage an die Bienen

und die anderen

die suche nach den bienen

Während des Studiums bei Rolf Escher vor inzwischen vielen Jahren habe ich erleben dürfen, wie wunderbar es ist, Insekten zu zeichnen. Die formschönen Außenskelette, die vielen Details, die wilden Härchen, die zarten und doch stabilen Flügel, die Facettenaugen. Nur wenn wir sie vergrößern, entdecken wir ihre Schönheit, ansonsten hören wir nur ihr Summen und Surren, sofern wir sie überhaupt noch hören, und bekommen es mit der Angst zu tun.

Inzwischen haben wir die Insekten fast „geschafft“. Viele gibt es nicht mehr. Umso mehr ein Grund, sich mit ihnen zu beschäftigen, und ihre Schönheit und Wichtigkeit den Menschen zu zeigen.

Suche Dir Fotos im Internet, google etwas herum. Es gibt dort soooooo viel.

die Zeichnung und das Thema

Auf rein grafischer, künstlerischer Ebene sind alle Insekten ganz wunderbar. Zwar sind es einzelne Figuren und klassischerweise würden wir sie komplett abbilden und erstmal in die Mitte setzen, aber umso mehr wir uns mit ihnen beschäftigen, umso mehr Aspekte und Bildideen fallen uns ein, wie wir extrem spannungsreich und besonders mit diesem Thema umgehen können.

Alleine die Tatsache, dass eine extreme Vergrößerung so schräg und besonders ist, macht das Thema eindrucksvoll. Wir heben die Insekten aus der uns bekannten Größe heraus und schaffen für die meisten Betrachter eine neue Welt voller neuartiger und fremder Geschöpfe und Kreaturen.

Darüber hinaus können wir besondere Blickwinkel einbauen. Was passiert, wenn wir ein Insekt aus der Froschperspektive betrachten und es dadurch noch größer wird?

Wir können Insekten in Bewegung abbilden, mit Anschnitten arbeiten, eine Vielzahl von ihnen auf ein Blatt bringen, wir können sie verfremden und verschlüsseln, extrem mit Licht und Schatten arbeiten und so weiter und so fort!

Es ist ein Thema für ein ganzes Leben …..

die Übung

In der Übung reicht erstmal ein DinA3 Blatt. Wenn Dir das Thema gefällt, solltest Du die Formate ausdehnen ….

Allerdings sollte es Papier sein, welches für Lasuren und Tusche geeignet ist, also formstabil bei Nässe bleibt.

schritt 1

Eine orangeliche Lasur miT tusche

Zuerst benötigst Du eine orangefarbene Lasur am besten mit Tusche. Trage diese Tusche ganz frei und experimentell auf dein Papier auf. Es darf spritzen und kleckern und es darf auch flächig sein. Bearbeite gut 50% Deines Blattes und lasse es anschließend gut trocknen.

schritt 2

etwas schwarze tusche

Nun benötigst Du einige entsprechend freie Spuren mit schwarzer Tusche (pur, ohne Wasser), allerdings wesentlich weniger, vielleicht ca. 20% Deines Blattes. Auch diesen Schritt lass in Ruhe trocknen.

schritt 3

eine rote vorskizze

Nun skizziere das Insekt Deiner Begierde mit einem roten Farbstift. Auch wenn ein Farbstift in der Regel nicht ganz so wendig ist wie ein Bleistift, so versuche doch mit sehr akzentuierten Linien zu arbeiten, die, wie Du es gewohnt bist, starke Variationen aufweisen in dick und dünn und schnell und langsam. Natürlich ist es immer wunderbar, wenn die Proportionen des Zeichenobjektes stimmen, aber mir persönlich ist die Qualität der Linie immer wichtiger gewesen.

schritt 4

Eine rote schraffur

Setze Deine Zeichnung mit einer roten Schraffur fort, überall ein bisschen, an wenigen Stellen etwas mehr, auch hier achte wieder auf die Qualität Deiner Linien.

schritt 5

Eine bleistiftskizze im schwerpiunkt

Nun bestimme gedanklich einen Schwerpunkt und 1-3 kleine Korrespondenzpunkte in Deiner Zeichnung. Welcher Teil Deiner Zeichnung ist Dir so wichtig, dass Du ihn besonders deutlich herausarbeiten möchtest? Wo machen daraufhin kompositorisch die Korrespondenzpunkte Sinn?

schritt 6

Eine ausarbeitung desselben

Zeichne den Schwerpunkt und die Korrespondenzpunkte mit dem Bleistift so ausführlich wie es geht. Lasse die Ausführlichkeit an den Rändern behutsam auslaufen.

schritt 7

Eine gezielte Lasur

Arbeite wieder mit der orangefarbenen Tusche, dieses Mal pur ohne Wasser, ggf. in einer leicht anderen Nuance. Wende die Tusche mit einem Tuschpinsel dieses Mal allerdings sehr gezielt an, betone an der einen oder anderen Stelle damit die Realität. Arbeite allerdings nicht linear sondern flächig.

schritt 8

etwas gezielte schwarze tusche

Verfahre in diesem Schritt ebenso mit der schwarzen Tusche, allerdings nur an ganz wenigen Stellen.

schritt 9

ein weisser farbstift

Wenn alles gut durchgetrocknet ist arbeite noch einmal mit einem weißen Buntstift. An bestimmten Stellen wird der Stift gut zu sehen sein. An anderen wird man ihn kaum sehen können, vielleicht nur erahnen. Und trotzdem sind solche Spuren so wichtig. Sie bringen etwas Subtiles in die Zeichnung. Überlege zwar, wo Du den Stift einsetzt, aber lasse ihn auch einfach etwas laufen.

schritt 10

Ein freier schritt

Der letzte Schritt ist mal wieder ein freier Schritt. Vervollkommne Deine Zeichnung noch ein bisschen und schließe sie dann ab.

die reflektionsfragen

Und wieder ist eine Zeichnung fertig. Inzwischen hast Du die 16. Übungsaufgabe abgeschlossen. Ist es nicht wunderbar, wie man von Zeichnung zu Zeichnung wächst und wächst und wächst?

  1. Wie findest Du Deine Zeichnung? Wenn Du sie einmal kritisch betrachtest, was findest Du gut und was nicht. Versuche die Punkte konkret zu benennen und zu begründen.

  2. Welchen Sinn macht die orangefarbene Lasur bzw. die orangefarbene Tusche? Du hast beides sehr unterschiedlich eingesetzt. Versuche hier zu differenzieren ….

  3. Was würdest Du bei einem zweiten Durchgang anders machen? Würdest Du ein komplett anderes Insekt auswählen, ganz andere Farben, eine andere Komposition oder auch eine andere Vorgehensweise? Warum würdest Du Dich so entscheiden?

Gehe mit einem immer ausgebildeteren Auge durch die Woche und finde schöne Momente – Stephan